1. Nachrichten
  2. Digital
  3. Internet
  4. Internet-Kriminalität: Die Mafia im Haus

Internet-Kriminalität: Die Mafia im Haus
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
  • FOCUS-Magazin-Redakteurin

Internet-Betrüger steuern und überwachen Heim-PCs. Ein Russe kontrolliert allein Millionen fremde Rechner.

Ihr Faible für Möbel aus Schweden wurde Nina Laufen (Name von der Redaktion geändert) zum Verhängnis. Gutgläubig öffnete die 45-jährige Verlagsangestellte Ende Februar eine E-Mail ihres Einrichtungsfavoriten mit einer Rechnung über rund 470 Euro. „Angeblich hatte ich Ikea eine Einzugsermächtigung erteilt“, erinnerte sich Laufen. Weil sie erst vor kurzem bei Ikea eingekauft hatte, klickte sie auf den Anhang. Aber ihr Bildschirm blieb leer. Stattdessen installierte sich heimlich eine Software. Sekunden später drang die Internet-Mafia in den Rechner der Münchnerin ein, um ihn künftig nach Belieben für ihre Zwecke missbrauchen zu können.

Fingierte Post von Quelle und Ebay



Ähnliche Szenen dürften sich in den vergangenen Wochen tausendfach vor deutschen Heim-PCs abgespielt haben. Nachdem Betrüger erst vor kurzem gefälschte Nachrichten des Bundeskriminalamts und der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) verschickten, warfen sie ihre Köder zuletzt mit fingierter Post von Quelle, Amazon und Ebay aus. Die E-Mails klingen plausibel, nur wenige Sprachfehler verraten, dass die Betrüger aus dem Ausland operieren. „Hinter den meisten Angriffen steckt lediglich eine Handvoll großer organisierter Verbrecherbanden aus China und Russland“, weiß Security-Fachmann Candid Wüst vom Sicherheitsunternehmen Symantec.

Als einer der Drahtzieher der Spam-Mafia gilt der Russe Leo Kuwajew. Experten schätzen, dass der etwa 35-Jährige mindestens 30 Millionen Dollar im Jahr mit dem Versand betrügerischer Mails verdient, die Surfer zum Beispiel in dubiose Web-Shops locken. Ein US-Gericht verurteilte den Programmierer, der damals in Boston studierte, bereits 2005 zur Zahlung von 37 Millionen Dollar. Doch Kuwajew setzte sich nach Russland ab und baute dort ein Spam-Imperium auf – mit zahlreichen Angestellten wie Sekretärinnen und Software-Entwicklern. „Heute verschicken Kuwajew und seine Komplizen mindestens zwei Milliarden Mails am Tag“, schätzt die britische Anti-Spam-Organisation Spamhaus.org.


Betrüger überlisten Schutzsoftware

Ob Kuwajews Bande auch hinter den Ikea-Mails steckt, ist ungewiss. Fest steht, der gebürtige Moskauer verwendet eine identische Masche: Er verschickt Nachrichten, die die Empfänger dazu verleiten, einen Anhang zu öffnen, in dem sich ein sogenannter Download-Trojaner verbirgt – ein kleines Programm, das nur einen Zweck hat: jederzeit die eigentlichen Schadprogramme aus dem Web in den Computer zu laden. „So überlisten Betrüger häufig selbst aktuelle Schutzsoftware“, warnt Virenexperte Magnus Kalkuhl vom Sicherheitsunternehmen Kaspersky Lab.

Über solche Türöffner-Programme kontrolliert Kuwajew bereits Millionen Computer weltweit. Die infizierten Rechner kann der Russe nach Belieben steuern, indem er Schädlinge aus dem Web nachladen lässt. Meist verschickt er über die gekaperten PCs Mails, die für wertlose Aktien oder Pornoseiten werben. Als Spam-Schleuder zu dienen ist für Trojaner-Opfer wie Nina Laufen noch das geringere Übel. Cyber-Banditen können auf gleichem Weg Programme einschleusen, die Online-Konten plündern. „Sind gleich mehrere Trojaner auf dem PC, hat die Web-Mafia das Gerät völlig im Griff“, warnt Kalkuhl. Dann hilft nur die radikale Maßnahme: Festplatte formatieren und alles neu installieren.
Zum Thema
100 Spam-Mails pro Woche

Internetnutzer-Studie

100 Spam-Mails pro Woche

Gesetz gegen Spam-Mails

Bußgeld

Gesetz gegen Spam-Mails

Recherche-E-Mails sind kein Spam

Urteil

Recherche-E-Mails sind kein Spam

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch